• Planung:
    Juri Troy Architekt, Wien
  • Fotos:
    Juri Troy Architekt, Wien
    Wolfgang Schmidhuber, Wien
  • L/B/H:
    37/5/6 m
  • Grundrisse:
    Als Enfilade von Räumen
  • Nutzung:
    Wohnhaus und Büro
  • Bauweise:
    Nadelstreifholz
  • Fassade:
    Netzplane
  • Architektur:
    Individuelles Nachverdichtungskonzept
  • Holzbaupreis 2015:
    Kategorie: Einfamilienhaus

37 Meter lang ist das Einfamilienhaus, das im Vorarlberger Rheintal zwischen Schattenwald und den Rheinauen liegt. Die schlanke, lange Figur ist der Grundstücksform zu verdanken und nimmt sich als klare Linie unter der Vielzahl der umgebenden Einfamilienhausbebauung aus. Der Grundriss ist als Enfilade von Räumen organisiert, die dann an beiden Enden in großzügige, offene Wohn- und Arbeitsräume aufgelöst wird. Der Riegel beherbergt einerseits das Heim einer Jungfamilie und andererseits ein Graphikbüro. Wohnen und Arbeiten sind somit unter dem gleichen Dach vereint jedoch durch den Eingangsbereich und Parkplatz sowie einer Loggia im Obergeschoß klar getrennt.

Die Tätigkeit der Graphischen Gestaltung war auch Inspiration für die Fassade welche aus einem anthrazitfarbenen Polyurethannetz gefertigt wurde und so nach Belieben als Werbefläche genutzt und umgestaltet werden kann. Entlang der Längsfassaden sind Fenster und Öffnungen präzise positioniert und richten sich in Größe und Format nach besonderen Ausblicken in die Umgebung.


Wer glaubt, dass sich der Einfalls-Reichtum der Vorarlberger Holzbaukunst im Bereich Einfamilienhaus totgelaufen hat, wird mit diesem Projekt eines besseren belehrt.

Der Blick auf den Lageplan verrät eine ungewöhnliche Kubatur – einen sehr schmalen und sehr langgestreckten Baukörper (eben 37 m!). Die anmutige Eleganz des unspektakulären Objektes erschließt sich über verschiedene Aneignungen: Man nähert sich von Südwest oder Nordost kommend über die Schmalseite dem Gebäude, läuft entlang der Südostfassade, bis man zu einer Neuinterpretation des Schopfes kommt, der spätestens jetzt zeigt: das Haus hat, getrennt durch eben diesen Schopf eigentlich zwei Nutzungen – eine kleine Büroeinheit und einen großzügigen Wohnbereich. Geht man in diesen hinein, erlebt man einen beeindruckenden Längsblick in die Tiefe des Hauses und schaut am anderen Giebel praktisch wieder „hinaus“ in den Garten. Sowohl im EG als auch im OG fädeln sich die Nutz- und Wohnbereiche flexibel und im positiven Sinne austauschbar entlang des Flures auf, der aber auch nur solange ein klassischer Flur ist, bis nicht die ein oder andere Schiebetür offen bleibt und der „Flur“ zum Wohnraum, zur Bibliothek oder zum Spielbereich wird. Nicht zu vergessen die geschützte Terrasse im OG, welche dort der fast prosaisch zu nennende Verbinder zwischen Wohnen und Arbeiten ist.

Jurytext Holzbaupreis 2015

Nicht nur im besonders dicht verbauten Rheintal werden Baugrundstücke immer knapper. Umso mehr sind individuelle Nachverdichtungskonzepte gefragt, um ein hohes Maß an Wohnqualität zu erreichen.

Juri Troy Architekt