Eine junge Bauherrin hat das Glück gleich oberhalb des Dorfplatzes in Schwarzach am Fuße des Linzenberges eine kleine Grundstücksparzelle zu erben. Sie wünscht sich ein Haus, das auf die einzigartige Situation vor Ort maßgeschneidert ist und nicht in die Kategorie der einfachen minimalistischen Vorarlberger „Schachtel“ oder „Box“ fällt.

Das Bauwerk ist ein Versuch, ein kleines Einfamilienhaus am Ende eines schmalen Hangweges möglichst kompakt zu organisieren und einen „körperhaften Abschluss“ zu bilden. Den Entwurf maßgebend bestimmend sind die Blickbezüge mit phantastischer Aussicht. Durch die Bewegung im Raum öffnen sich immer wieder neue Blickachsen.

Das Haus ist auf 2 Ebenen organisiert. Auf dem oberen Eingangsgeschoss dient eine Einraumsituation dem Kochen/Essen und Wohnen. Jede dieser Zonen fokussiert eine andere Himmelsrichtung. So ist die Kochsituation zum Morgen im Osten, die Esssituation zum gedeckten Außenbereich im Süden und das Wohnen zum äußerst stimmungsvollen Westen Richtung Bodensee, orientiert. Das ansteigende Dach übernimmt einen weiteren Teil der Raumdifferenzierung.

Im Untergeschoss sind kompakt die Schlafräume, ein Bad und eine kleine Unterkellerung organisiert.

Die Außenraumidee sieht eine eingeschränkte Freiflächennutzung vor. Die Loggia „sitzt“ auf der Wohngeschossebene und bildet den im Baukörper integrierten privatisierten Außenraum. Die eigenwillige, festgefügte Form verlangt eine Reduktion in der Materialwahl. Außen beschränkt sich diese auf ein homogenes Kleid aus weißtännernen Holzschindeln an der Wand und äußerst haltbaren Schindeln aus Alaskaweißzeder auf den geneigten Dachflächen. Noch kein Stück Natur, aber auf dem Weg dazu. Es ist nur eine Frage der Zeit bis dieses holzverkleidete Haus durch natürliche Verwitterung richtiggehend mit seiner Umgebung verwachsen sein wird.

Das Innenraumthema spielt mit einem Kern und einer schützenden Schalen. Aus dem massiven Sockel „herauswachsende“ weiß gestrichene Wandscheiben reichen bis unter das Dach und bilden so eine dienende Kernzone. Nach oben und außen zieht eine Außenschale aus Weißtannenbrettern seinen bergenden Schirm über das Innenleben des Hauses.

Bernardo Bader Architekt


Auf einem Traumgrundstück oberhalb von Schwarzach, mit Weitblick im Westen über den Bodensee fügt sich der Baukörper als eigenwillige Skulptur ein. Der allseitig verschindelte Baukörper hängt im Hang und nimmt mit der kleinen Garage am Wegende ein verschmitztes Spiel auf. Die äußere Form bildet den Innenraum deutlich lesbar ab.

Das Dach übernimmt die Raumdifferenzierung in der vertikalen Ebene, die Himmelsrichtungen die der horizontalen. Die Raumabfolge beginnt mit der Küche im niedrigsten Teil nach Osten. Eine Art Zelt spannt sich Richtung Essplatz auf. Dort wird der Süden mit der in die Skulptur eingeschnittenen und doch auskragenden Terrasse gewürdigt. Das Hausdach fokussiert einerseits die Aussicht auf den Kirchturm, andererseits wird der Freibereich zum geborgenen Außenraum. Der 4,5 Meter-Höhepunkt wird in der Wohnzone erreicht, wo der weiteste Blick möglich ist.

Das massive untere Stockwerk beinhaltet die Schlafzimmer, Bad und einen kleinen Keller. Die Treppe wächst aus diesem heraus in den Wohnraum. Die Wände sind in weiß getüncht. Hauseingang, Garderobe und Schmutzzone schließen den Kreis. Der offene Raum ist von Wand bis Dach komplett vertäfert. Ausgesuchte Weißtannenbretter sorgen für einen ruhigen Gesamteindruck.

Über das gesamte Haus ist die Hülle aus Holz gestülpt: Weißtannenschindeln an den Außenwänden und die äußerst haltbaren Alaskaweißzeder-Schindeln am Dach. Es ist eine Frage der Zeit, bis das Haus im silbrig dunklen Glanz mit der Natur verwachsen sein wird. Der direkte Gartenbezug war der Preis für das rundum Wohnraumgefühl und die weite Aussicht. Eine große Wiese, die schon natürlich angelegt war, ist nur über die Freitreppe erreichbar.

Martina Pfeifer-Steiner


Ensemble am Hang
Das Haus Dür hinterlässt an einem Westhang Schwarzachs einen dezenten Fußabdruck. Auf subtile Art und Weise bilden die zwei von einander getrennten Baukörper, Wohnhaus und Garage, ein spannendes Ensemble.

Präzise Schnittlinien falten aus den Wand- und Dachflächen einen auf den ersten Blick geometrisch nicht eindeutig erfassbaren Baukörper, der sich bergseitig geduckt zeigt und talseitig trichterförmig erweitert.

Diese Indeterminiertheit der Form treibt ein charmantes Spiel mit dem Betrachter, während das Haus seinerseits in sensiblem Bezug zum Gelände steht. Wie zu erwarten setzt sich die Dynamik im Inneren fort.

Die Rauminszenierung unterliegt einerseits dem Verhältnis von Ausblick, freigebenden, offenen und geschlossenen Flächen, andererseits dem gelungenen Zusammenspiel von einigen
wenigen wohlgewählten Materialien, wie dunklen Bodenflächen, hellen Wand- und Deckenflächen, einem weißen Kern und metallenen Einbauten.

Jurytext Holzbaupreis 2009

Der auf den Hang zugeschnittene skulpturale Baukörper wirkt durch Homogenität im Volumen und die selbstverständlich anmutende Inbesitznahme des steilen Terrains. Verwitterungswillige Schindeln an Wand und Decke verstärken diesen Charakter. Innen überrascht ein überhöhter atelierartiger Raum, privatisiert im Außenraum die darin geborgene Loggia.

Bernardo Bader Architekt