Die Alte Säge in der Gemeinde Bezau ist ein Gebäude, an dem man ohne nähere Kenntnis zum Projekt einfach vorbeifahren würde, weil man davon ausgeht, dass es so, wie es sich derzeit darstellt, schon seit vielen Jahrzehnten unspektakulär dasteht – ein kleines Sägewerk, ein „dörfliches Funktionsgebäude“ mit einer in Ehren vergrauten Fichtenfassade. Und so wird es noch viele Jahrzehnte dastehen, nur mit einer nunmehr durchaus erweiterten kulturellen und funktionalen Bestimmung. Betritt man das Gebäude über das Doppeltor an der Ostfassade, erlebt man einen – nur allein durch das gereinigte und sensibel ergänzte ungedämmte Holzriegelwerk und den offenen Dachstuhl gegliederten freien Innenraum – Ort der Kommunikation und Kultur, den man entweder am südlichen Ende über ein großes Schiebetor wieder verlassen kann, oder aber, und das sei unbedingt empfohlen, in das an der Nordfassade liegende „Sägerstüble“ geht – eine mit Hobelspänen und Schafwolle gedämmte Holzriegelwerkkonstruktion, welche innen mit naturbelassenem Fichtenaltholz und außen mit Holzschindeln aus Weißtanne verkleidet wurde. Dieses kleine Meisterstück Vorarlberger Alltags„hoch“kultur beweist zweierlei: „Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie ein verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim alten. Denn die wahrheit, und sei sie hunderte von jahren alt, hat mit uns mehr inneren zusammenhang als die lüge die neben uns schreit.“ (Adolf Loos in „Regeln für den, der in den Bergen baut). Und das „zweite Leben“ von Altholz: Intelligente Weiterverarbeitung von bereits schon einmal verarbeitetem Holz ist unbestritten jedweder thermischen Verwertung vorzuziehen. Das kann in dieser Form kein zweiter Baustoff.

Jurytext Holzbaupreis 2013


Ein Ort zum Sehen Zeigen + Begegnen
Im neuen Leben der Alten Säge wird sich nicht viel verändern. Statt Holz zu teilen, teilen sich heute Menschen mit. Sie teilen den Raum miteinander, um zu kommunizieren. Das Können des Sägers von gestern ist heute die Kunst, Kultur zu vermitteln. Die alte Säge ist der Ort, die „Location“ für Begegnungen. Die neue Nutzung findet hier eine Infrastruktur vor, die die Geschichte dieses traditionellen Werkplatzes auf spannende und funktionell einfache Art allgegenwärtig macht. Auch wenn sich das Sägeblatt nicht dreht, glaubt man, den Rhythmus der Säge zu hören. So nah ist man hier der Vergangenheit.

Bei der Restaurierung wurde sehr grossen Wert darauf gelegt, dass nichts an Originalität und Charakteristik (Materialisierung) eines Sägewerkes verliert. Das wiederum einen feinfühligen Umgang mit Altholz (in seinem zweiten Leben) voraussetzt.

Kaspar Greber Eigentümer

Hier ist ein wares Refugium entstanden ohne dem Gebäude die Aura zu nehmen. Die Wirkungsstätte seines Onkels würde ich als Kunstraum bezeichnen.
Ohne Kunst und Kultur würde die Welt und die Menschen zum Unterhaltungsgesindel verkommen.

Herbert Meusburger Bildhauer

Dieses liebevoll renovierte Kleinod ist geradezu ein Lehrstück dafür, wie man mit alter (Holz-) Substanz umgehen kann, ohne sie zu entstellen. Ein lebendiger „Showroom“, der auf kleinstem Raum alle Qualitäten zeigt, die Holz hat: Haptik und Konstruktion. Auch wenn es dem Besitzer nicht unbedingt weniger Arbeit verursachen wird: Unbedingt besuchen und anschauen. Holz-Bau-Kunst vom Allerfeinsten!

Kurt Zweifel proHolz Austria

Die Zusammenarbeit mit Kaspar Greber an diesem Projekt war vor allem geprägt durch Liebe zum Detail. Es gab keine Eile, jede Entscheidung war reiflich überlegt. Das Erkennen der Qualität des Gebäudes und die Stärkung derselben stand im Vordergrund. Alle überflüssigen Dinge wurden sorgsam entfernt, neue Teile erst nach reiflicher Überlegung hinzugefügt. Entstanden ist ein Raum mit ganz besonderen Qualitäten.

Ralph Broger Architekt

Hier ist alles echt: Eine einmalige Atmosphäre aus Ehrlichkeit.

Jörg Meißner vai Vorarlberger Architektur Institut