Mit der Selbstverständlichkeit eines für diesen Ort typischen Bauernhauses fügt sich das in der Materialisierung rundum homogene Gebäude in das umliegende Wiesengrün ein. Der Wohnhausteil nimmt den Zuschnitt des Bestandes auf und findet in aufgelöster Form eine zeitgemäße Interpretation des klassischen Rheintalhauses. Die räumliche Offenheit der Süd- und Ostfassade wird überlagert mit einem filterartigen Holzgerüst. Im Inneren überrascht das Gebäude mit einer unerwarteten Organisation auf drei Wohnebenen. Zwischen Wohn- und Wirtschaftsteil wird das Haus über eine zurückhaltende Eingangssituation betreten. Der Innenraum dieser Wohnebene ist ein Spiegelbild der äußeren Gestalt. Offen zeigt sich dem Besucher ein bis in die Dachkonstruktion reichender Raum. Die konstruktive Ausformung des zeitgenössischen Holzbaus basiert auf vorgefertigten Holzelementwänden, massiven Brettstapeldecken und einer Dachkonstruktion aus Brettstapelscheiben mit Zugstäben, in Anlehnung an den traditionellen Sparrendachstuhl. Neben den verschiedenen Bauteilen aus massiver Lärche ergänzen Flächen aus rohen, geschliffenen Estrichböden und weiß beschichteten Einbauten das reduzierte Materialgefüge. Aus dem ehemaligen Bauernhaus wurde nun von der Enkelin eine wiederum über Generationen wirksame Rückzugsstätte geschaffen. Ein Haus, welches den bevorstehenden Veränderungen von Klima und Landschaft zum Trotz wieder über viele Jahrzehnte bestehen wird.

Jurytext Holzbaupreis 2013

Der moderne Holzbau machte es möglich, ein traditionelles Rheintalhaus im Sinne einer zeitgenössischen Architektursprache neu zu interpretieren.

Marte.Marte Architekten