• Planung:
    Fink/Thurnher Architekten, Bregenz
  • Fotos:
    Robert Fessler, Lauterach
  • Architektur:
    Zwei Gebäude mit zeitgenössischer Sprache
  • Bauweise:
    Holzbauweise, Niedrigenergiestandard
  • Decken:
    Nadelstreifholz
  • Innen und Außen:
    Homogenes, unbehandeltes Weißtannenkonzept
  • Ökologie:
    Konsequente Umsetzung des Ökoleitfadens
  • Wertschöpfung:
    Holz aus der Region
  • Nachhaltigkeit:
    Eigenholz
  • Allianz der Alpen 2004:
    Kategorie: Gemeinde der Zukunft
  • Bauherrenpreis der ZV 2008:
    Kategorie: Bauwerke
  • Hypo Bauherrenpreis 2005:
    Kategorie: Kommunalgebäude
  • Holzbaupreis 2005:
    Kategorie: Öffentlicher Bau
    Projekt: Kindergarten Langenegg

Eine einfache Holzkiste, als Elementbau erkennbar, steht in der Reihe der öffentlichen Bauten von Langenegg. Die zweigeschossige Eingangshalle empfängt großzügig und wirkt durch das Oberlicht, welches mit Holzrosten gefiltert wird, in keiner Weise monumental, vermutlich auch nicht für die kleinen Bewohner.

Falls diese Fassade ohne Bauschäden die nächsten 10 Jahre übersteht, ist mit diesem Gebäude ein perfektes Beispiel für den zeitgenössischen Holzbau gegeben. Sowohl durch die räumliche Erfindung als auch durch die gekonnte Materialisierung werden hier einzigartige Atmosphären geschaffen. Wer will hier nicht nochmals Kind sein?

In perfekter Ausführung sind Wände, Böden, Decken und Möbel eine Einheit in Weißtanne, welches im Moment die meistgebrauchte Holzart im modernen Holzbau Vorarlbergs zu sein scheint. Hier wird auch endlich ein überzeugender Beweis geliefert, dass in Holz gebaute Räume keine Alphüttenatmosphäre haben müssen. Das Gebäude verliert in keinem Moment die zeitgenössische Sprache. Die Holzanwendung ist hier Konzept, nicht Dekoration. Die großflächig verglasten Gruppenräume gehen fließend in die intimen Ruhenischen über. Die sehr schönen und schlichten Einbaumöbel sind Teil des Hauses und ebenfalls aus Holz. Der Einsatz von sägerohen Böden liefert den Beweis, dass man unbehandeltes Holz waschen kann – eine Tatsache, welche man jahrzehntelang verdrängte.

Die Gemeinde Langenegg ist einen langen Weg mit der Vision „Stopp in Langenegg“ gegangen. Das Brainstorming mit Studenten aus Innsbruck und Liechtenstein war ein erster Schritt, welcher das Bewusstsein für die Qualität des Ortes förderte. Mit diesem Kindergarten und dem „Zwillingsbau“ mit Café und Gemeindeverwaltung ist eine ortsbauliche Inszenierung gelungen, was den „Stopp in Langenegg“ zwingend macht.

Jurytext Holzbaupreis 2005


Neue Akzente im Gemeindezentrum
Der Ortskern von Langenegg wurde bisher durch eine kleine Gruppe öffentlicher Gebäude gebildet. Ein richtiges Zentrum aber fehlte, was den Anlass zu diesem Projekt gab. Die beiden neuen Gebäude, Kindergarten und Café, wurden an Orten wichtiger Platz- und Sichtbeziehungen positioniert und stärken und beleben somit den Dorfkern.

Der wechselseitig orientierte Kindergarten bildet mit dem Bestand eine Torsituation. Er begrenzt einen neuen Platz, der den tiefer liegenden Schulplatz mit den höher gelegenen Flächen verbindet. Das Foyer des Kindergartens verlängert die Blickachse in den Innenraum. Dieser zentrale Erschließungsraum sowie die geschützte Eingangsnische sind den traditionellen Bauten nachempfunden. Die Verwendung von heimischer, unbehandelter Weißtanne – als Baumaterial und für den Innenausbau – unterstützt diesen Dialog mit der lokalen Baukultur.

Das Café markiert den Ort des Panoramablicks. Durch den Gebäudetypus mit Sockel, transparentem Erdgeschoss und Kopfbau wird die besondere Lage akzentuiert. Ähnlich dem Kindergarten wird das Gebäude durch die, an diesem Ort aber völlig anderen Blick- und Platzbeziehungen definiert.

Auf die Verwendung von verleimten Holzwerkstoffen konnte weitestgehend verzichtet werden. So wurden anstelle von aussteifenden OSB-Platten Diagonalverschalungen aus Tannenbrettern verwendet und anstelle von Decken aus verleimten Trägern wurden Massivholzdecken aus Nadelstreifholz® errichtet. Die ausschließliche Verwendung von nur einem Baumaterial erfordert große gestalterische Disziplin und handwerkliches Können und fördert dadurch die Entstehung von Konstruktionen und Detaillösungen von großer Klarheit. Die sinnliche Qualität des unbehandelten Holzes wird ergänzt durch messbare Kriterien wie schadstofffreier Raumluft und einer ausgezeichneten Ökobilanz.

Fink/Thurnher Architekten


Fast wie ein Märchen
Vor langer Zeit wollte der Kaiser zwei langgestreckte Dörfer in Vorarlberg vereinigen. Es ist ihm nicht geglückt. Später dann war da ein Bauer ohne Kinder. Einen Hof und viel Grund zwischen diesen Dörfern wollte er diesen geteilten Dörfern hinterlassen. Das zwei Jahre währende Ultimatum, das Geschenk anzunehmen, sich zu vereinigen, denn sonst bekäme alles die Kirche, war dann wirksamer als der Wunsch des armen Kaisers aus Wien. In den sechziger Jahren wurde die gemeinsame Schule noch über einen Graben, der die Grenze zwischen den Gemeinden bildete, gebaut - aber jetzt gibts ein Ortszentrum.

Anregungen kamen durch beauftragte Studienarbeiten von Architekturstudenten der TU Innsbruck und der FH Liechtenstein - die dann in der Folge zur Initiative „STOPP IN LANGENEGG“ führte, die das Ziel verfolgte, Anreize zu schaffen, die die Bevölkerung an den Ort binden könnten.

Ein Wettbewerb und eine folgende bewusste Direktbeauftragung führte zuerst zu zwei schönen, anständigen Holzkuben für Kindergarten und Café und dann zum Bau eines von der Gemeinde finanzierten, dann verpachteten Supermarkts. Ein renoviertes, gut gedämmtes Gemeindehaus mit neu und einfach gestaltetem Vorplatz ergänzt das neue Ensemble. Alles neben hoher architektonischer Qualität mit höchsten Ansprüchen an Ökologie und Energieverbrauch.

Dass in dieser Gemeinde auch noch mit eigener Währung „den Langenegger Talenten“ eingekauft werden kann, ist eine fast unglaubliche Abrundung, die von einem ebenso unglaublichen zielgerichteten politischen Handeln, wie natürlich auch vom Glück der ehemaligen Schenkung des alten Bauers erzählt, ohne die alles vielleicht nie entstanden wäre.

Jurytext Bauherrenpreis der ZV 2008


Sensibles Aggregat der Umweltwahrnehmung
Das Zentrum hat durch eine Straße nicht die Gunst einer geschlossenen Platzbildung. Umso mehr sind die Anstrengungen zu würdigen (Einbindung von Architekturstudenten der TU Innsbruck und der Hochschule Liechtenstein in Vorstudien und der Initiative STOPP IN LANGENEGG), durch neue Implantate wie Kindergarten und Café einen erkennbaren Raum zu bilden.

Der Kindergarten ist durch sein Raumkonzept und die stringenten Öffnungen ein sensibles „Aggregat“ der Umweltwahrnehmung und Platzbildung, während das Café den kontemplativen Blick in die Landschaft ausstellt. Zusatz: Die Weißtanne als Material kommunaler Übereinkunft.

Hypo Bauherrenpreis 2005


Bregenzerwälder Ort gewinnt Wettbewerb

Langenegg hat beim Wettbewerb „Gemeinde der Zukunft“ den Hauptpreis gewonnen. Ausgezeichnet wurde die 1000 Seelen-Ortschaft für das fertig gestellte Mehrzweckgebäude „Stopp in Langenegg“.

Errichtet wurde das Gebäude unter konsequenter Umsetzung des Ökoleitfadens „Bau“ des Vorarlberger Umweltverbandes. Langenegg zeigt sich seit Jahren sehr aktiv in der Umsetzung der Alpenkonvention auf kommunaler Ebene. So nimmt die Bregenzerwald-Gemeinde unter anderem am „e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden“ teil.

Mit dem Wettbewerb „Gemeinde der Zukunft“ zeichnet das Gemeinde-Netzwerk „Allianz in den Alpen“ Alpengemeinden für ihre Aktivitäten und Bemühungen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung auf lokaler Ebene aus. Prämiert werden Projekte, die zur Umsetzung der Alpenkonvention vor Ort beitragen und mindestens eines ihrer Handlungsfelder wie etwa Energie oder Verkehr betreffen.

Vorarlberg Online

Die beiden neuen Gebäude, Kindergarten und Café, wurden an Orten wichtiger Platz- und Sichtbeziehungen positioniert. Der Dorfkern wird somit stärker belebt.

Fink/Thurnher Architekten